AVR-Tutorial: Speicher
Speichertypen
Die AVR-Mikrocontroller besitzen 3 verschiedene Arten von Speichern:
Flash | EEPROM | RAM | |
---|---|---|---|
Schreibzyklen | >10.000 | >100.000 | unbegrenzt |
Lesezyklen | unbegrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
flüchtig | nein | nein | ja |
Größe beim AT90S2333 | 2 KB | 128 Byte | 128 Byte |
Größe beim AT90S4433 | 4 KB | 256 Byte | 128 Byte |
Größe beim ATmega8 | 8 KB | 512 Byte | 1 KB |
Flash-ROM
Das Flash-ROM der AVRs dient als Programmspeicher. Über den Programmieradapter werden die kompilierten Programme vom PC an den Controller übertragen und im Flash-ROM abgelegt. Bei der Programmausführung wird das ROM Byte für Byte ausgelesen und ausgeführt, es lässt sich aber auch zur Speicherung von Daten (z.B. Texte für eine LCD-Anzeige) nutzen. Vom laufenden Programm aus kann man das ROM normalerweise nur lesen, nicht beschreiben.
Es kann beliebig oft ausgelesen werden, aber (theoretisch) nur ~10.000 mal beschrieben werden.
EEPROM
Das EEPROM ist wie das Flash ein nichtflüchtiger Speicher, die Daten bleiben also auch nach dem Ausschalten der Betriebsspannung erhalten. Es kann beliebig oft gelesen und mindestens 100.000 mal beschrieben werden. Bei den AVRs kann man es z.B. als Speicher für Messwerte oder Einstellungen benutzen.
RAM
Das RAM ist ein flüchtiger Speicher, d.h. die Daten gehen nach dem Ausschalten verloren. Es kann beliebig oft gelesen und beschrieben werden, weshalb es sich zur Speicherung von Variablen eignet für die die Register R0-R31 nicht ausreichen (siehe Kapitel SRAM). Daneben dient es als Speicherort für den Stack, in dem z.B. bei Unterprogrammaufrufen (rcall) die Rücksprungadresse gespeichert wird (siehe Kapitel 3).
Anwendung
Flash-ROM
Die erste und wichtigste Anwendung des Flash-ROMs kennen wir bereits: Das Speichern von Programmen, die wir nach dem Assemblieren dort hineingeladen haben. Nun sollen aber auch vom laufenden Programm aus Daten ausgelesen werden.
Um die Daten wieder auszulesen, muss man die Adresse, auf die zugegriffen werden soll, in den Z-Pointer laden. Der Z-Pointer besteht aus den Registern R30 (Low-Byte) und R31 (High-Byte), daher kann man das Laden einer Konstante wie gewohnt mit dem Befehl ldi durchführen. Statt R30 und R31 kann man übrigens einfach ZL und ZH schreiben, da diese Synonyme bereits in der include-Datei m8def.inc definiert sind.
Wenn die richtige Adresse erstmal im Z-Pointer steht, geht das eigentliche Laden der Daten ganz einfach mit dem Befehl lpm. Dieser Befehl, der im Gegensatz zu out, ldi usw. keine Operanden hat, veranlasst dass das durch den Z-Pointer addressierte Byte aus dem Programmspeicher in das Register R0 geladen wird, von wo aus man es weiterverarbeiten kann.
Jetzt muss man nur noch wissen, wie man dem Assembler überhaupt beibringt, dass er die von uns festgelegte Daten im ROM plazieren soll, und wie man dann an die Adresse kommt an der sich diese Daten befinden. Um den Programmspeicher mit Daten zu füllen, gibt es die Direktiven .db und .dw. In der Regel benötigt man nur .db, was folgendermaßen funktioniert:
<avrasm> daten:
.db 12, 20, 255, 0xFF, 0b10010000
</avrasm>
Dieser Ausschnitt sagt dem Assembler, dass er die angegebenen Bytes nacheinander im Speicher platzieren soll; wenn man die Zeile also assembliert, erhält man eine Hex-Datei, die nur diese Daten enthält.
Aber was soll das daten: am Anfang der Zeile? Bis jetzt haben wir Labels nur als Sprungmarken verwendet, um den Befehlen rcall und rjmp zu sagen, an welche Stelle im Programm gesprungen werden soll. Würden wir in diesem Fall rjmp daten im Programm stehen haben, dann würde die Programmausführung zur Stelle daten: springen, und versuchen die sinnlosen Daten als Befehle zu interpretieren - was mit Sicherheit dazu führt, dass der Controller Amok läuft.
Statt nach daten: zu springen, sollten wir die Adresse besser in den Z-Pointer laden. Da der Z-Pointer aus zwei Bytes besteht, brauchen wir dazu zweimal den Befehl ldi:
<avrasm>
ldi ZL, LOW(daten*2) ; Low-Byte der Adresse in Z-Pointer ldi ZH, HIGH(daten*2) ; High-Byte der Adresse in Z-Pointer
</avrasm>
Wie man sieht, ist das Ganze sehr einfach: Man kann die Labels im Assembler direkt wie Konstanten verwenden. Über die Multiplikation der Adresse mit 2 sollte man sich erst mal keine Gedanken machen: "Das ist einfach so."
Um zu zeigen wie das alles konkret funktioniert, ist das folgende Beispiel nützlich:
<avrasm> .include "m8def.inc"
ldi R16, 0xFF out DDRB, R16 ; Port B: Ausgang
ldi ZL, LOW(daten*2) ; Low-Byte der Adresse in Z-Pointer ldi ZH, HIGH(daten*2) ; High-Byte der Adresse in Z-Pointer
lpm ; durch Z-Pointer adressiertes Byte nach R0 lesen mov R16, R0 ; nach R16 kopieren out PORTB, R16 ; an PORTB ausgeben
ende: rjmp ende ; Endlosschleife
daten:
.db 0b10101010
</avrasm>
Wenn man dieses Programm assembliert und in den Controller überträgt, dann kann man auf den an Port B angeschlossenen LEDs das mit .db 0b10101010 im Programmspeicher abgelegte Bitmuster sehen.
Eine häufige Anwendung von lpm ist das Auslesen von Zeichenketten ("Strings") aus dem Flash-ROM und die Ausgabe an den seriellen Port oder ein LCD. Das folgende Programm gibt in einer Endlosschleife den Text "AVR-Assembler ist ganz einfach", gefolgt von einem Zeilenumbruch, an den UART aus.
<avrasm> .include "m8def.inc"
.def temp = R16
ldi R16, RAMEND out SPL, R16 ; Stackpointer initialisieren
sbi UCSRB,TXEN ; UART TX aktivieren ldi temp,4000000/(9600*16)-1 ; Baudrate 9600 einstellen out UBRR,temp
start:
ldi ZL, LOW(text*2) ; Adresse des Strings in den ldi ZH, HIGH(text*2) ; Z-Pointer laden rcall print ; Unterfunktion print aufrufen
ldi R16, 10 ; die Bytes 10 und 13 senden rcall sendbyte ; (Zeilenumbruch im Terminal) ldi R16, 13 rcall sendbyte
rjmp start ; das Ganze wiederholen
- sendet die durch den Z-Pointer adressierte Zeichenkette
print:
lpm ; Erstes Byte des Strings nach R0 lesen tst R0 ; R0 auf 0 testen breq print_end ; wenn 0, dann zu print_end mov r16, r0 ; Inhalt von R0 nach R16 kopieren rcall sendbyte ; UART-Sendefunktion aufrufen adiw ZL, 1 ; Adresse des Z-Pointers um 1 erhöhen rjmp print ; wieder zum Anfang springen
print_end:
ret
- sendbyte
- sendet das Byte aus R16 über das UART
sendbyte:
sbis UCSRA, UDRE ; warten bis das UART bereit ist rjmp sendbyte out UDR, R16 ret
text:
.db "AVR-Assembler ist ganz einfach",0 ; Stringkonstante, durch eine 0 abgeschlossen
</avrasm>
Neuere AVR-Controller besitzen einen erweiterten Befehlssatz. Darunter befindet sich auch der folgende Befehl:
<avrasm>
lpm r16, Z+
</avrasm>
Dieser Befehl liest ein Byte aus dem Flash und speichert es in einem beliebigen Register, hier r16. Danach wird der Zeiger Z um eins erhöht.
Für die neuen Controller, wie ATmegas kann das Codebeispiel also so abgeändert werden:
<avrasm>
- sendet die durch den Z-Pointer adressierte Zeichenkette
print:
lpm r16, z+ ; Erstes Byte des Strings nach r16 lesen tst r16 ; r16 auf 0 testen breq print_end ; wenn 0, dann zu print_end rcall sendbyte ; UART-Sendefunktion aufrufen rjmp print ; wieder zum Anfang springen
print_end:
ret
</avrasm>
Wenn man bei .db einen Text in doppelten Anführungszeichen angibt, werden die Zeichen automatisch in die entsprechenden ASCII-Codes umgerechnet:
<avrasm>
.db "Test", 0
</avrasm>
ist äquivalent zu
<avrasm>
.db 84, 101, 115, 116, 0
</avrasm>
Damit das Programm das Ende der Zeichenkette erkennen kann, wird eine 0 an den Text angehängt.
Das ist doch schonmal sehr viel praktischer, als jeden Buchstaben einzeln in ein Register zu laden und abzuschicken. Und wenn man statt sendbyte einfach die Routine lcd_data aus dem 4. Teil des Tutorials aufruft, dann funktioniert das gleiche sogar mit dem LCD!
Neue Assemblerbefehle
<avrasm>
lpm ; Liest das durch den Z-Pointer addressierte Byte ; aus dem Flash-ROM in das Register R0 ein. lpm [Register], Z ; Macht das gleiche wie lpm, jedoch in ein beliebiges Register lpm [Register], Z+ ; Erhöht zusätzlich den Z-Zeiger
tst [Register] ; Prüft, ob der Inhalt eines Registers 0 ist.
breq [Label] ; Springt zu [Label], wenn der vorhergehende Vergleich wahr ist.
adiw [Register], [Konstante] ; Addiert eine Konstante zu einem Registerpaar. ; [Register] bezeichnet das untere der beiden Register. ; Kann nur auf die Registerpaare R25:R24, R27:R26, ; R29:R28 und R31:R30 angewendet werden.
</avrasm>
EEPROM
Lesen
Zuerst wird die EEPROM-Adresse von der gelesen werden soll in das IO-Registerpaar EEARH/EEARL (EEPROM Address Register) geladen. Da der ATmega8 mehr als 256 Byte RAM hat passt die Adresse nicht in ein einziges 8-Bit-Register, sondern muss in zwei Register aufgeteilt werden: EEARH bekommt das obere Byte der Adresse, EEARL das untere Byte.
Dann löst man den Lesevorgang durch das Setzen des Bits EERE (EEPROM Read Enable) im IO-Register EECR (EEPROM Control Register) aus. Da das EEPROM eine größere Zugriffszeit als das Flash besitzt, wird anschließend eine Schleife eingefügt, die solange wartet, bis das EEPROM signalisiert, dass die Daten jetzt verfügbar sind. Das gelesene Byte kann dann aus dem IO-Register EEDR (EEPROM Data Register) in ein normales Arbeitsregister kopiert und von dort weiterverarbeitet werden.
Doch um etwas aus dem EEPROM lesen zu können, muss man natürlich erst mal Daten hineinbekommen.
Wie auch das Flash-ROM kann man das EEPROM über den ISP-Programmer programmieren. Die Daten, die im EEPROM abgelegt werden sollen, werden wie gewohnt mit .db angegeben; allerdings muss man dem Assembler natürlich sagen, dass es sich hier um Daten für das EEPROM handelt. Das macht man durch die Direktive .eseg, woran der Assembler erkennt, dass alle nun folgenden Daten für das EEPROM bestimmt sind.
Damit man die Bytes nicht von Hand abzählen muss um die Adresse herauszufinden, kann man auch im EEPROM-Segment wieder Labels einsetzen und diese im Assemblerprogramm wie Konstanten verwenden.
<avrasm> .include "m8def.inc"
ldi R16, 0xFF out DDRB, R16 ; Port B: Ausgang
ldi r16, HIGH(daten) ; Adresse laden out EEARH, r16 ldi r16, LOW(daten) out EEARL, r16 sbi EECR, EERE ; Lesevorgang aktivieren
in R16, EEDR out PORTB, R16
loop: rjmp loop
.eseg daten:
.db 0b10101010
</avrasm>
Wenn man dieses Programm assembliert, erhält man außer der .hex-Datei noch eine Datei mit der Endung .eep. Diese Datei enthält die Daten aus dem EEPROM-Segment (.eseg), und muss zusätzlich zu der hex-Datei in den Controller programmiert werden.
Das Programm gibt die Binärzahl 0b10101010 an den Port B aus, das heißt jetzt sollte jede zweite LED leuchten.
Natürlich kann man auch aus dem EEPROM Strings lesen und an den UART senden:
<avrasm> .include "4433def.inc"
.def temp = r16 .def address = r17 .def data = r18
ldi temp, RAMEND out SPL, temp
sbi UCSRB,TXEN ; UART TX aktivieren ldi temp,4000000/(9600*16)-1 ; Baudrate 9600 einstellen out UBRR,temp
ldi address, text1 ; ersten String senden rcall eep_print ldi address, text2 ; zweiten String senden rcall eep_print
ldi data, 10 ; die Bytes 10 und 13 senden rcall sendbyte ; (Zeilenumbruch im Terminal) ldi data, 13 rcall sendbyte
loop: rjmp loop
eep_print:
out EEAR, address ; EEPROM-Adresse sbi EECR, EERE ; Lesevorgang starten in data, EEDR ; gelesenes Byte nach "data" tst data ; auf 0 (Stringende testen) breq eep_print_end ; falls 0, Funktion beenden rcall sendbyte ; ansonsten Byte senden... inc address ; ... Adresse um 1 erhöhen... rjmp eep_print ; ... und zum Anfang der Funktion
eep_print_end:
ret
- sendbyte
- sendet das Byte aus "data" über den UART
sendbyte:
sbis UCSRA, UDRE ; warten bis das UART bereit ist rjmp sendbyte out UDR, data ret
.eseg
text1:
.db "Strings funktionieren auch ", 0
text2:
.db "im EEPROM", 0
</avrasm>
Schreiben
Als erstes muss geprüft werden, ob ein vorheriger Schreibzugriff schon abgeschlossen ist. Danach wird die EEPROM-Adresse, auf die geschrieben wird, in das IO-Register EEAR (EEPROM Address Register) geladen. Dann schreibt man die Daten, welche man auf der im Adressregister abgespeicherten Position ablegen will ins Register EEDR (EEPROM Data Register). Als nächstes setzt man das EEMWE Bit im EEPROM-Kontrollregister EECR (EEPROM Control Register) um den Schreibvorgang vorzubereiten. Nun wird es zeitkritisch - es darf nun keinesfalls ein Interrupt dazwischenfahren - denn man muss innerhalb von 4 Taktzyklen das EEWE Bit setzen um den Schreibvorgang auszulösen. Um das sicherzustellen werden die Interrupts kurz gesperrt. Danach startet der Schreibvorgang und läuft automatisch ab. Wenn er beendet ist, wird von der Hardware das EEPE Bit im Register EECR wieder gelöscht.
Hier ein Code für das Schreiben in den EEPROM (durch UART-Interrupt ausgelöst) dazu:
<avrasm> include "m8def.inc"
.def temp = R16 .def sreg_save = r17
.equ CLOCK = 4000000 .equ BAUD = 9600 .equ UBRRVAL = CLOCK/(BAUD*16)-1
- hier geht das Programmsegment los
.CSEG .org 0x00
rjmp main
.org URXCaddr
rjmp int_rxc
- Hauptprogramm
main:
ldi temp, LOW(RAMEND) ; Stackpointer initialisieren out SPL, temp ldi temp, HIGH(RAMEND) out SPH, temp ldi temp, LOW(UBRRVAL) ; Baudrate einstellen out UBRRL, temp ldi temp, HIGH(UBRRVAL) out UBRRH, temp ldi temp, (1<<URSEL)|(3<<UCSZ0) ; Frame-Format: 8 Bit out UCSRC, temp sbi UCSRB, RXCIE ; Interrupt bei Empfang sbi UCSRB, RXEN ; RX (Empfang) aktivieren sei ; Interrupts global aktivieren
loop:
rjmp loop ; Endlosschleife(ABER Interrupts!)
- Interruptroutine wird ausgeführt, sobald ein Byte über den UART empfangen wurde
int_rxc:
push temp ; temp auf dem Stack sichern in temp,sreg ; SREG sicher, muss praktisch in jeder ; Interruptroutine gemacht werden push temp in temp, UDR ; empfangenes Byte lesen rcall EEPROM_write ; Byte im EEPROM speichern
pop temp out sreg,temp pop temp ; temp wiederherstellen
reti
- der eigentliche EEPROM Schreibzugriff
EEPROM_write:
sbic EECR, EEPE ; prüfe ob der letzte Schreibvorgang beendet ist rjmp EEPROM_write ; wenn nein, nochmal prüfen
ldi temp, HIGH(Daten) ; High-Adresse im EEPROM laden out EEARH, temp ; und ins EEARH schreiben ldi temp, LOW(Daten) ; Low-Adresse im EEPROM laden out EEARL, temp ; und ins EEARL schreiben out EEDR,temp ; Daten ins EEPROM-Datenregister
in sreg_save,sreg ; SREG sichern cli ; Interrupts sperren, die nächsten ; zwei Befehle dürfen NICHT ; unterbrochen werden sbi EECR,EEMWE ; Schreiben vorbereiten sbi EECR,EEWE ; Und los ! out sreg, sreg_save ; SREG wieder herstellen ret
- hier wird der EEPROM-Inhalt definiert
.ESEG
Daten: .db 0,0,0,0
</avrasm>
Das ist jetzt sehr einfach gehalten, aber für Anfänger leicht auf ihr Projekt zu übertragen.
SRAM
Die Verwendung des SRAM wird in einem späteren Kapitel erklärt: AVR-Tutorial: SRAM